Digitale Tauschgeschäfte

Vor vielen Jahren hatten wir Kinderterminals im Portfolio. Die Kinder konnten über einen Touchscreen verschiedene Spiele spielen – wie z.B. »Malen nach Zahlen«, »Memory« oder »Erkenne den Unterschied«. Zwei Banken aus den neuen Bundesländern (damals – kurz nach der Wende – durfte man das noch sagen) haben – unabhängig voneinander – jeweils eins dieser Geräte erworben. Der Einfachheit halber nennen ich sie »A-Bank« und »B-Bank«.

Eines Tages klingelte mein Telefon. Es war die A-Bank. Eine männliche Stimme sagte mir mit einem unüberhörbar sächsischem Dialekt: „Der Terminal stinkt“. Ich frage nach: „Was macht das Terminal?“. „Der Terminal stinkt“, wiederholte die Stimme am anderen Ende der Leitung. Mir war sofort klar, dass wir für dieses Problem keine schnelle – und vor allem keine telefonische Lösung finden würden. Trotzdem frage ich höflich nach: „Kann es sein, dass sich eine Maus (die inzwischen vielleicht verstorben ist) in das Terminal eingenistet hat?“. „Nein“, war die Antwort, „Der Terminal stinkt, als ob er demnächst in die Luft geht“. Spätestens jetzt wurde mir die Sache zu heiß. Als ehemaliger Polizist lief bei mir sofort die Routine für potentielle Bombenfunde ab. Ich habe gesagt: „Fassen Sie nichts an – wir holen das Terminal sofort ab!“

Fast zeitglich – ein Anruf von der B-Bank. „Der Terminal malt ögger“, piepste eine weibliche Stimme, „Immer wenn man auf den lila Farbeimer toucht, dann malt der Terminal ögger“. Es ging offensichtlich um das »Malen nach Zahlen«. Dort konnte man ein Bild mit dem Finger ausmalen. Und bevor man z.B. das Dach des Hauses ausmalte, wählte man mit dem Finger den roten Farbtopf. Und hier muss es wohl so gewesen sein, dass der lila Farbtopf die falsche Farbe in sich trug. „Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen – und was um alles in der Welt ist ögger?“. Irgendwann war mir klar: Gemeint war die Farbe Ocker (für alle die noch immer rätseln: Ocker sind Erdfarben). Auch für dieses Problem gab es keine schnelle Lösung. Denn ich hatte keine Idee, wie ich telefonisch die Farbe des lilanen Farbtopfes hätte tauschen sollen.

Also haben wir beide Terminals zurück geholt. Wir rochen und malten lila was das Zeug hielt. Aber weder stank das eine Terminal – noch malte das andere Ocker. Wir schickten die Terminals also zurück – und schon kurze Zeit später wiederholte sich das Ganze noch einmal. Laut Aussage der beiden Banken stank der eine Terminal – während der andere fröhlich »öggerte«. DREI MAL hatten wir die Geräte hier – und ich die Faxen dicke.

Mir war klar, dass wir die Terminals austauschen mussten. Ich rief also schweren Herzens bei den Banken an und ich bot den kostenlosen Austausch der Geräte an. Wohl wissend, dass uns das eine Menge Geld kosten würde. Zu meinem Techniker sage ich noch (mit Tränen in den Augen): „Herr Petermann – wir müssen die beiden Geräte austauschen“. Und genau das hat er auch gemacht. Das Gerät von der A-Bank hat er zur B-Bank geschickt – das B-Bank-Terminal ging zur A-Bank (ohne mein Wissen!). Und – Sie vermuten richtig: Wir haben nie wieder etwas von A- und B-Bank gehört – und hatten für immer unsere Ruhe. Wie einfach doch manchmal die Lösung ist!