Du tickst ja wohl nicht richtig

Mein Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung wird hörbar nervös. Im Hintergrund höre ich sein Handy klingeln. „Entschuldigen Sie mich einen Moment – ich muss mal kurz an mein Handy“, sagt er. Ich warte und höre wie er den anderen Anrufer begrüßt. Es vergeht eine Zeit – ich lege auf. Weil ich genervt bin.

Einfach aufzulegen ist nicht die feine englische Art – das weiß ich wohl. Aber noch unhöflicher ist es, mit zwei Menschen gleichzeitig zu telefonieren. Und irgendwie muss ich meinem Gesprächspartner doch klar machen, dass mich seine Art der »Nichtwertschätzung« ärgert. Der Mensch ist nicht in der Lage, mehrere Dinge auf einmal zu erledigen. Das habe ich nicht nur gelesen – sondern auch bei mir festgestellt. Ich bin in der Beziehung eher ein Einzeller. Und ich bin dieser »Doppelbelastung« nicht gewachsen.

Um mich besser auf mein Gegenüber / meinen Gesprächspartner konzentrieren zu können, habe ich zwei Dinge bei mir geändert:

1) ich habe die Funktion »Anklopfen« bei meinem Büro-Telefon ausgeschaltet. Bei einem zweiten Anruf kommt das Belegtzeichen.

2) wenn ich im Büro bin, dann schalte ich mein Handy aus – bzw. den Flugmodus ein!

Jetzt muss ich nur noch lernen, dass ich während eines Telefonats keine Mails mehr lese. Denn das ist auch so eine blöde Angewohnheit von mir. Und immer wenn ich mich dabei ertappe, dann sage ich mir: „Hey Mr. Wichtig, Du tickst wohl nicht richtig“*. Und ich versuche mich GANZ auf meinen Gesprächspartner zu konzentrieren. Denn das erwarte ich auch von ihm – und darum darf er es auch von mir erwarten! Das hat etwas mit Wertschätzung zu tun. Und mir tut es auch gut.

*ich will nicht den gleichen Fehler machen wie der Kollege zu Guttenberg. Also: die obige Textzeile stammt aus einem Lied der Gruppe Tick Tack Toe.