Doch, das geht!

Ein junger Mann – so um die 25 – kommt zu mir. Er bittet mich um einen Rat für seine ‚Geschäftsidee‘. Er nennt mir die folgenden Eckpunkte. Er sagt: „Ich habe keine wirkliche Geschäftsidee – ich möchte jetzt einfach mal starten“. Außerdem sagt er: „Ich habe kein Startkapital, meine Mitarbeiter sind nicht wirklich qualifiziert für den Job“. „Aber“, so schließt er seine Ausführungen ab, „jetzt mieten wir uns mal ein Gebäude und dann wird sich der Rest schon ergeben“. Seine Augen strahlen.

Ich habe ja nun schon vieles gehört. Aber so ein Schwachsinn ist mir noch nicht untergekommen. Ich frage ihn: „Welche Ausbildung haben Deine Mitarbeiter“? „Nun“, erklärt er mir stolz, „Ich bin gelernter Bundespolizist, mein zukünftiger Controller ist ein ehemaliger Richter und Staatsanwalt, meine Assistentin ist gelernte Zahnarzthelferin, dann ist da noch ein KfZ-Elektroniker mit Schwerbehindertenausweis, mein zukünftiger EDV-Mann hat nach der 8. Klasse die Schule abgebrochen, und ein weiterer Kollege hat gar keine Ausbildung“. „Aber“, so fügt er an, „der kann dann eine Ausbildung bei uns machen“. „Was für ein Vollidiot“, denke ich bei mir. „Der hat null Ahnung, null Erfahrung und keinen Plan“. „Das klappt niemals“.

Hat aber geklappt und ist genau so passiert. Und der Vollidiot bin ich. Ich, der Chef der Werkstation. Ehemaliger Bulle und blauäugiger Träumer. Ich hatte eine verrückte Idee – und die lautete: „Ich will etwas bewegen – ich will eine eigene Firma haben und Chef sein“!

Die Geschichte ist schnell erzählt: Ich habe angefangen Terminals zu bauen. Dabei habe ich mich verschuldet. Also wirklich hoch verschuldet! Ich habe Fehler gemacht. Persönlich und wirklich JEDEN! Fehler, den man machen kann. Ich bin mehrfach und mit wehenden Fahnen gescheitert, habe falsche Entscheidungen getroffen und den falschen Menschen vertraut. Aber – ich habe immer an mich geglaubt. Bin immer wieder aufgestanden. Und zwar mindestens einmal mehr als ich hingefallen bin.

Heute – ca. 25 Jahre später – ergibt sich folgendes Bild. Die Werkstation hat einen guten Ruf und extrem kompetente Mitarbeiter (die meisten sind seit über 20 Jahren dabei). Wir haben viel gelernt. Wir haben wirklich Spaß bei dem was wir tun – und wir lachen viel. Wir haben geniale und besondere Produkte. Wir kommen gerne zur Arbeit. (Fast) jeden Tag. Die Werkstation ist wirklich etwas besonderes – was vielleicht auch dran liegt, dass die ‚Geburt‘ lange gedauert hat und nicht einfach war.

Und dafür bin ich dankbar – wirklich sehr dankbar. Und heute kann ich sagen: Auch wenn es gegen jede Logik ist – aber „Doch, das geht!“