Vielleicht

Wir haben heute eine Ausschreibung von einem Transport- und Logistikunternehmen bekommen. Die wollen GAAANZ viele Terminals kaufen. Und wie immer, sind da GAAANZ viele Zusatzpapiere (Verträge und Geheimhaltungsvereinbarungen) dabei. Insgesamt ca. (gefühlte) 50.000 Seiten :-).

Das ist ja grundsätzlich alles i.O. – aber wenn man sich diese ganzen Papiere durchliest (was ich inzwischen nicht mehr mache), dann beschleicht einen schon das Gefühl, dass die Sklaverei wieder eingeführt werden soll. Denn – ich habe u.a. den folgenden (wunderschönen) Satz in der Ausschreibung gefunden. Dort heißt es: „Im Zuge des Projektverlaufs ist es vorgesehen, eine Pilotierung der Hardware vorzunehmen. Hierzu benötigen wir ein KOSTENFREIES Leihgerät für den Pilotierungszeitraum. Für etwaige Beschädigungen die aus dem Hardwaretest entstehen könnten, übernehmen wir keine Haftung“.

Ich habe natürlich sofort in die Tasten gegriffen und dem Einkauf (sinngemäß) folgende Mail geschrieben:

»Liebes Transport- und Logistikunternehmen,

wir beabsichtigen VIELLEICHT in nächsten Jahr ganz oft von Stuttgart nach Hannover zu fahren. Um hier jedoch eine Entscheidung treffen zu können, benötigen meine Mitarbeiter und ich für einen Pilotierungszeitraum kostenlose Testfahren. Für etwaige Beschädigungen die meine Mitarbeiter während der Testfahrten verursachen, übernehmen wir keine Haftung.«

Hat leider nicht geklappt :-(. Aber der Einkauf hat sich tatsächlich gemeldet und mir wurde lapidar mitgeteilt, dass ich da wohl etwas falsch verstanden hätte. Mist – mein Plan ist also nicht aufgegangen. Und ich hatte schon davon geträumt, dass meine Mitarbeiter und ich ein paar Jahre kostenlos zur Cebit fahren können 🙂

Wir sind grundsätzlich GERNE bereit eine gute Lösung für den Kunden zu finden – und das tun wir i.d.R. auch :-). Wir sind auch gerne bereit finanzielle Abstriche zu machen oder etwaige Entwicklungskosten auf einen späteren Auftrag anzurechnen. Aber was um alles in der Welt denkt sich ein so großes Unternehmen bei solchen Anfragen? Halten die sich für besonders privilegiert? Aus diesem Grund beteiligen wir uns schon lange nicht mehr an solchen Ausschreibungen.

Dass es auch anders geht, habe ich in vielen anderen Projekten erfahren. Denn es gibt durchaus noch Kunden, die bereit sind für eine gute Lösung auch Geld in die Hand zu nehmen. Und das halte ich (gerade auch beim Umgang zwischen kleinen und großen Unternehmen) für fair! Und das ist die Basis dafür, dass es die ‚Kleinen‘ auch in ein paar Jahren noch gibt.

P.S.: Typisch Einkauf ist wohl auch, dass in der Mail (im CC) ALLE! Mitbewerber aufgeführt waren. D.h. ich konnte genau sehen, an wen die Mail noch gegangen ist. Ich glaube das ist Absicht – damit wollen die uns Anbieter aufeinander hetzen und gegeneinander aufstacheln. Wie stümperhaft!