Insidergeschäfte

Vor ca. 3 Jahren rief mich ein Mitarbeiter eines großen Telekommunikationsunternehmens aus München an. Er teilte mir mit, dass er aus einem Projekt noch zwei – für damalige Verhältnisse – riesengroße TFT-Displays (65″) ‚übrig‘ hätte und diese gerne verkaufen möchte. Mehrere Versuche die Displays selbst zu veräußern waren wohl gescheitert. Der Straßenpreis für so ein Gerät lag damals bei ca. 6.500 Euro – er hat mir die Teile für 2.000 Euro angeboten (die mussten wohl dringend weg). Ich habe ihm mitgeteilt, dass ich zwar keine Interesse an einem Kauf hätte – mir aber vorstellen könnte, dass ich die Displays bei meinem nächsten Newsletter zu einem Preis von 5.500 Euro anbieten würde. Er zeigte sich erfreut und ich dachte so bei mir: »Nägele – Du hast nichts zu verlieren. Aber die Teile kauft sowieso kein Schwein«. So zumindest dachte ich…

Ich habe also den Newsletter fertig gemacht und verschickt. Und – wie es der Zufall so will, klingelte (keine 2 Stunden nach dem Versand) mein Telefon. Der Mann am anderen Ende teilte mir mit, dass er Interesse am Kauf hätte und ich habe ihm ein Angebot gemacht. 20 Minuten später hatte ich die Bestellung auf dem Tisch. Bis hierher eigentlich nichts Ungewöhnliches. Bis hierher. Aber jetzt passen Sie mal Achtung :-).

Ich greife also zum Hörer, rufe den Verkäufer an und teile ihm mit, dass ich ’seine‘ Displays verkauft habe. Die Bestellung legte ich ihm auch aufs Fax. Er fragte mich noch nach der Lieferadresse, damit er den Versand veranlassen könne. Ich hab ihm dann gesagt (ungelogen und wortwörtlich): »Herr G… – stehen Sie bitte von Ihrem Stuhl auf, gehen Sie aus dem Zimmer und dann zwei Türen weiter. Dort fragen Sie einfach nach Ihrem Kollegen Herr L… und da können Sie die Monitore auch hin liefern«. Ja – ein Kollege von dem Verkäufer hatte die Displays tatsächlich erworben :-). Ich habe flugs die Rechnung über 11.500 Euro geschrieben (natürlich habe ich den Versand extra mit jeweils 250 Euro berechnet) – eine Rechnung über 4.000 Euro erhalten und sonst hatte ich NICHTS mit der Sache zu tun.

Das nenne ich mal ein ‚echtes‘ Insidergeschäft! Im Nachhinein habe ich erfahren, dass die beiden sogar eine Fahrgemeinschaft hatten und quasi JEDEN Tag miteinander zur Arbeit gefahren sind. Keine Ahnung über was die da gesprochen haben – aber sicher nicht über ihre Arbeit. Warum auch? Und wenn ich so darüber nachdenke, dann kommt es mir wieder in den Sinn: Großkonzerne sind manchmal schon eine feine Sache. Aber halt nur manchmal 😉