Telefonkonferenzen – das Allheilmittel

Telkos scheinen für große Unternehmen eine Art Allheilmittel zu sein. Ich nenne sie schlicht: Verbalonanie. Wenn nichts mehr geht, der Karren in den Dreck gefahren ist und keiner – aber wirklich GAR KEINER mehr weiß um was geht, dann – macht man eine Telko. Die heilige Telko-Zeremonie beginnt damit, dass man eine E-Mail bekommt – mit Datum, Uhrzeit und Einwahlnummer sowie einem Code. Dann kommt der große Tag – falls die Telko nicht ein ums andre mal verschoben wird. Und dann befindet man sich in einer ‚virtuellen Wartehalle‘. Mein Rekord waren 26 (in Worten SECHSUNDZWANZIG!) wichtige Menschen. Das war übrigens bei einem großen Telekommunikationsunternehmen!

Gestern also wähle ich mich ein – ich bin einer der ersten – und um ein Gefühl für die Anzahl der Teilnehmer zu bekommen, erzähle ich nach zwei Minuten einen Witz. An der Resonanz – dem Gelächter – kann ich erkennen, dass in etwa 6 Teilnehmer ‚anwesend‘ sein müssen. Die Telko füllt sich zuhörends und jedes Mal wenn ein neuer Teilnehmer hinzu kommt, ertönt ein Piepton. Es piepst also noch ca. 5 mal – und dann scheinen wir auch schon vollzählig zu sein (zumindest quantitativ :-). Der Rädelsführer übernimmt das Kommando und beginnt damit, die Teilnehmer zu begrüßen, vorzustellen und dann sagt er noch, dass er nur GANZ kurz Zeit hat, weil die nächste – noch wichtigere Telko – für ihn bereits in 15 Minuten beginnt. Und an den Reaktionen weiterer Teilnehmer kann ich erkennen, dass auch bei Ihnen wichtige ‚Anschlusstelkos‘ anstehen. Die Wichtigkeit in einem Großunternehmen hängt also offensichtlich mit der Anzahl der im Laufe eines Arbeitslebens bewältigten Telkos zusammen.

Ich habe – auch gestern wieder – festgestellt, dass es unterschiedliche Arten von ‚Telkonisten‘ gibt, nämlich die, die zuhören und mitmachen; die, die nur zuhören – aber nicht mitmachen; die, die weder zuhören noch mitmachen und die, die nicht nur nicht zuhören und nicht mitmachen – sondern nebenher mit ganz anderen Dingen beschäftigt sind. Z.B. E-Mails beantworten, mit dem Handy telefonieren, auf den Nägeln kauen, in der Nase bohren oder was auch immer. Ich möchte nicht wissen, wer unter dessen sogar auf der Toilette sitzt. Tastaturklappern habe ich schon oft vernommen – zum Glück aber noch nicht das Geräusch einer Toilettenspülung!

Meistens (bzw. IMMER) ist man nach der Telko genau so schlau wie vorher. So auch gestern. Und deshalb habe ich auch irgendwann einfach aufgelegt, nachdem ich zuvor den Hörer ein paar Minuten bei Seite gelegt hatte.

Die Telko war wohl irgendwann zu Ende – und wie immer – begann die eigentliche Kommunikation erst dann. Denn nacheinander haben mich 5 Teilnehmer angerufen und sind hintenherum über die anderen Teilnehmer und das nicht vorhandene Ergebnis hergezogen. Und noch was ist mir aufgefallen. Keiner hat bemerkt, dass ich aufgelegt und das Ende der Telko überhaupt nicht erlebt habe!

Ich habe daher für mich beschlossen, dass ich nur noch an Telkos teilnehme, die weniger als drei Telkonisten hat. Ich bin einfach nicht multitelkotaskingfähig – da bin ich echt ‚beschränkt‘!