Ein Freund besucht mich. Er hat von meiner Wüstenwanderung gehört. Quer durch die Wüste Negev. Ca. 400 km – mehr als 20.000 Höhenmeter. Meist alleine und nicht selten ein bisschen – aber manchmal auch echt gefährlich. Lebens-gefährlich.
Wieder steht so eine Tour an. “Sag mal, Kannst du dir das denn überhaupt leisten, so lange weg von der Firma?”, fragt mich der Freund. In seiner Frage spüre ich auch etwas Neid. Eine Antwort bekommt er nicht. Weil ich (noch) keine habe. Aber ich denke nach.
Zwei Wochen später. Ein anderer Freund. Er ist Winzer. Selbst Unternehmer. Bei ihm ist es terminlich sehr eng. Die Lese steht vor der Türe – er ist auf Wachstumskurs – muss oft und komplett präsent sein. Entscheidungen treffen, am Ball bleiben. Selbst mit anpacken. Er wirkt gehetzt. Entscheidungen treffen ist nicht seine Stärke. Das teilt er mit mir. Und auch er stellt mir – wortgleich – diese eine Frage.
Und fast reflexartig sprudelt es aus mir heraus: “Die Frage müsste eigentlich andersherum lauten – nämlich – kann ich es mir überhaupt leisten NICHT in die Wüste zu gehen?” Und plötzlich wird mir vieles klar…
Eine Geschichte kommt mir in den Sinn: Ein Waldarbeiter sägt Bäume um. Ein Wanderer tritt hinzu, beobachtet das Geschehen eine Zeit lang und sagt: “Guter Mann, sie quälen sich und sägen Bäume um – ihr Sägeblatt ist aber derart stumpf, dass sie nicht wirklich vorankommen“. “Warum“, so fragt er dann, “Warum wechseln sie nicht das Sägeblatt?“. Der Arbeiter hält inne, schaut aber nicht auf und zischt durch die Zähne: „Weil ich keine Zeit dazu habe – denn ich muss weitersägen“.
Im Nachhinein betrachtet habe ich in der Wüste Geld verdient. Und zwar mehr Geld, als ich hier – sitzend auf meinem Stuhl – hätte verdienen können. Denn nach der Wüste habe ich wieder Ideen. Stecke voller Taten-Drang. Viele Dinge ent-wickeln sich dort. Dinge, die zuvor ver-wickelt waren. Nach meiner letzten Wüstentour habe vieles verändert – nach-justiert. Vieles für mich und meine Seele passend(er) gemacht. Ein Stück weit ist die Wüste für mich ein ‘In-Ordnung-Bringer‘. Ich säge mit einem neuen Sägeblatt. Eine Zeit lang zumindest. Und dann wird es wieder Zeit…
Für mich steht fest. Ich MUSS wieder gehen. Ich kann es mir nicht leisten NICHT zu gehen. So einfach ist das. Eine simple Kosten-Nutzen-Rechnung also